Wing Tsun – Franchise | Quo vadis Kampfkunst?
Wing Tsun ordnet man der chinesischen Kampfkunstgattung Wing Chun Kung Fu zu. Durch eine bisher einmalige und sehr strategische Positionierung und Vermarktung wurde ein großer Verband geschaffen mit einer sehr hirarchischen "pyramidensystemartigen" Struktur! Grundsätzlich ist daran nichts auszusetzen, da alle Unternehmen oder Konzerne so ähnlich aufgebaut sind wie dies bei der Marke WT Wing Tsun geschieht.
Es gelang in den 80er durch den Reiz des Exotischen einen "originalen" Großmeister des Wing Tsun Kung Fu und eine tolle Geschichte mit einer Kampfnonne einen Mythos um Wing Tsun aufzubauen!
Gute Praktizierende lösten sich mit der Zeit aus diesen einengenden Strukturen, die in der tradionellen Vermittlung im familiären Kreis so noch nie vorhanden waren.
Dies ist auch oft Grund, daß einige Kung Fu Lehrer ins Gegenteil verfallen und ohne "Verband" ihr "Wing Chun" Süppchen kochen – jeder auf seine eigene europäische Schreibweise aus markenrechtlichen Gründen. – Das ist nachvollziehbar! Allerdings ist wie so oft im Leben der gesunde Mittelweg das Beste:
Wir sehen viele Vorteile in einem "Verband" im wahren Sinne des Wortes "verbinden"
- Qualität durch
- Austausch und
- neuen Input
unter Gleichgesinnten hält das Feuer am brennen!
Nicht wenige "Wing Chun"-Ausübende (egal welcher Schreibweise) sind der Meinung, daß das heutige "WT" aufgrund der schnellen Verbreitung eine hohe Verwässerung erfahren hat, so wie dies bei anderen Künsten immer wieder festgestellt worden ist!
Es ist eben ein Unterschied, ob man zum Feierabend ein- oder zweimal in der Woche sich mit "kämpfen" befaßt oder in realen gefährlichen lebensbedrohenden Kriegssituationen aufwächst und um sein Überleben tatsächlich "kämpfen" muß. – In solchen Situationen entwickelten sich überall auf der Welt "effektive Kampfkünste".
Interesse an realistischer Selbstverteidigung und Kampfkunst?
Sehr interessanter Bericht von Klaus Brand:
Mit dem WingChun wurde eine einmalige Selbstverteidigungs-Kunst entwickelt. Seit 2003 biete ich mit der International Academy of WingChun dieses hoch entwickelte System an, beim dem das Thema Selbstverteidigung zur Hauptsache erklärt wurde. Ursprung der Entstehung des WingChun war eine aufwändige Recherche und das Erlebnis einen erfindungsreichen Stil der Familie des Wing-Chun kennen zu lernen.
Wenn ich Wing-Chun schreibe meine ich im übrigen die ursprüngliche, im 17ten Jahrhundert entstandene Kampfkunst. Bis heute haben sich gewiss zahlreiche Stile entwickelt, die sich auf denselben Wortstamm (Wing-Chun) berufen. Und nichtsdestoweniger ist ein ähnlich klingender Name tatsächlich das einzige was diese Kampfkünste verbindet. Eine differente Namensgebung deutet auf autonome, unverwechselbare Stile hin. Die Großmeister eines jeden Stils sind verantwortlich für dessen Charakter und Entwicklung. In einem Buch werde ich sehr detailliert auf die Entstehungsgeschichte eingehen.
Hier möchte ich eine Kurzfassung bieten, um ein wenig Klarheit in die Welt des Wing-Chun zu bringen. Nach dem Fall der Ming Dynastie (1644) in China entwickelten einige Widerstandskämpfer einen neuen Stil mit dem großen Ziel die geliebte kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit Chinas zurück zu gewinnen. Die Ming-Zeit gilt als die Renaissance Chinas.
Da die Kung-Fu Stile nur bedingt einen kämpferischen Aspekt beinhalteten erfüllten diese nicht den geforderten Anspruch der Widerstandsbewegung. Etwas Neues und Funktionelles musste entstehen. Folglich betrachte ich den Stil, WingChun, nicht als eine Stilrichtung des Kung-Fu.
Bei der ursprünglichen Entstehung ging es in erster Linie um Anwendbarkeit was beim Kung-Fu nicht zwingend von Interesse war. Der Name Wing-Chun bedeutete damals soviel wie “ewiger Frühling“ und sollte auf die kulturelle Blütezeit Chinas hinweisen, die man vergeblich zurück zu erobern versuchte.
Zu Beginn der 80er Jahre entstand in Deutschland ein weitverbreitetes Interesse an Wing-Chun. Passend zu diesem Jahrzehnt kam es zu einer abstrusen Entwicklung dieses Stils. Viele von uns zog es aus den unterschiedlichsten Gründen zu dieser “neuen“ Kampfkunst. Sie müssen wissen, dass in den 80ern viele Eastern (asiatische Martial Arts Filme) die Welt des Films eroberten was zu einer überaus naiven Auffassung der chinesischen Kampfkünste geführt hatte. Film und Realität verschmolzen zu einer phantasievollen Wahrnehmung.
Viele von uns träumten vom ultimativen Stil bei dem man ohne Kraftanstrengung, wie die Schauspieler in den Filmen, mit weichen und geschmeidigen Bewegungen “kämpfen“ lernt. Und genau dieses Klischee wurde bis zum bitteren Ende bedient. Ein unvollständig überliefertes und meines Erachtens, degeneriertes Wing-Chun wurde einer destruktiven Renovierung unterzogen.
Nachdem man den Namen geändert hatte (in zwei Konsonanten), wurde die diffuse Geschichte von einer “Kampf-Nonne“ (in China?) erfunden. Diese nannte man kurzerhand Ng Mui, was übersetzt “fünf Wurzeln“ bedeutet und eigentlich auf die Entstehungsgeschichte des Stils hinweist, nämlich die fünf Meister die den Stil einst schufen. Um das Ganze noch interessanter zu gestalten wurde zu Werbezwecken die Geschichte weiter verändert. Man verbreitete das widersinnige Märchen der Stil sei von einer Frau entwickelt worden. Diese bekam ganz einfach den Namen des Stils, ergänzt durch das chinesischen Schriftzeichen “Yin“ (für “Wort“) was originär als konkreter Hinweis auf die mündliche (persönliche) Überlieferung des Wing-Chun diente.
Aber all das wusste ja derzeit ohnehin niemand und so konnte man alles völlig frei gestalten. Und als man diesen Aufhänger hatte sprach man auch schon von einem weichen Stil. So war die Grundlage für ein ziemlich originelles Konzept geschaffen.
Nun ging es rasant weiter. So verrückt es sich auch anhören mag, man lehrte Passivität in der Bewegung. Ausholende und schwungvolle Bewegungen sowie das Einsetzen von Muskelkraft wurden verpönt und belächelt.
Man erfand ein Keilprinzip das gegen jegliche physikalische Logik stand und dachte dadurch könne man, mit seinen Armen, Angriffe von außen irgendwie verdrängen. Eine gerade Linie gab es nur noch vor dem eigenen Körper und nur auf dieser durfte man sich bewegen. Alles andere durfte einfach nicht sein. Sogar die Kraft des Gegners glaubte man nutzen zu können.
Es wurde eine Art geozentrisches Weltbild innerhalb einer Kampfkunst geschaffen. Letzten Endes entwickelte man einen Kunstkampf mit albernen Prinzipien. So konnte man dem Ganzen nur noch durch die Idee, dass man warten müsse bis man Kontakt habe, um dann taktil zu reagieren die Krone des Nonsens aufsetzen. Auf den Königssinn, das Sehen, wurde weitgehend verzichtet. Das führte zu grundsätzlich verspäteten Reaktionen, aber all dies kümmerte damals niemanden.
In dieser Zeit kamen dann sogar Bücher mit pseudowissenschaftlichen Erläuterungen auf den Markt in denen man die Kunst der Selbstverteidigung nahezu auf den Kopf stellte. Ja, Sie lesen richtig.
Genau das Gegenteil von dem was in der Verteidigung funktioniert wurde unterrichtet und zudem wurde sogar noch eine passende Geschichte erfunden. Natürlich ahnten wir alle, dass man sich mit solchen Prinzipien niemals verteidigen kann aber der Traum war einfach zu schön. Bis wir uns das eingestanden hatten vergingen Jahre. D
iese Traumversion einer Kampfkunst hielt bis zur Mitte der 90er Jahre an. Dann kamen wenige von uns allmählich wieder zur Vernunft. Der Weg zurück war keinesfalls leicht. Nach etlichen Jahren der Experimente und Träume brauchte es nochmals einige Jahre um diese endlich aufzugeben. Erstaunlicherweise existiert dieser eigengesetzliche Stil noch heute. Mittlerweile gibt es sogar zahlreiche Derivate. Deren Namensgebung ist das einzig Schöpferische, was zu finden bleibt.
Letztendlich bietet man die gleiche Phantasie mit dem gleichen Märchen von der Frau und der Nonne. Noch heute versuchen zigtausende mit Weichheit, Passivität und Entspannung eine Verteidigungsfähigkeit zu erlangen.
Die Aussage “du bist weicher geworden“, die einen echten Kämpfer in die Depression führen würde, wird in diesen Kreisen als Lob angesehen. Heute kann ich mit einem Lächeln zurück schauen. Weil ich es selbst miterlebte, weiß ich wovon ich rede. Manches mal frage ich mich wie ich das damals ertragen konnte.
Aber andererseits konnte wohl nur durch diesen Weg das heutige WingChun entstehen. Ich konnte durch das Absurde die Realität neu entdecken. Die Realität, die bei der Entstehung der Kunst die Hauptrolle spielen musste. Denn damals gab es nur ein Ziel - Effektivität. Und genau da setzte ich an und musste in mühsamer Kleinarbeit ein völlig neues System erschaffen wobei mir detaillierte Recherchen und eine 40 jährige Kampfsporterfahrung sicherlich von Nutzen waren.
Ich führte das WingChun durch eine Zeitreise, um wieder im 21sten Jahrhundert anzukommen und vor allem in der Realität. So entstand das WingChun.
Die Schulung der technischen Koordination ist ein wichtiger Bestandteil meines Systems. Die Kräftigung der Muskulatur, der Bänder und sogar der Knochen sind ein unentbehrliches Resultat des Trainingskonzeptes. Schwungvolle und kräftige Abwehr- und Angriffsbewegungen zeichnen WingChun aus. Um in einer Verteidigungssituation erfolgreich zu sein braucht man in erster Linie ein ausgefeiltes technisches Können umgesetzt durch funktionelle Kraft.
In der Selbstverteidigung ist es gleich, ob Sie eine Frau sind oder ein Mann, groß oder klein, schwer oder leicht. Es gibt weder einen Unterschied noch Vor- oder Nachteile. Jeder lernt und trainiert dieselben Unterrichtsprogramme und erreicht letzten Endes dasselbe Ziel. Ich hoffe ich konnte mit meinen Ausführungen etwas Licht in die Welt der Selbstverteidigungs-Künste bringen.
Als Leiter der International Academy of WingChun gehört die Aufklärung, besonders in Bezug auf Wing-Chun, zu meinen Pflichten. Immer wieder bekomme ich Mails mit vielen Fragen bezüglich der Wing-Chun Stile.
Wie so oft wird Werbung mit Information verwechselt. Darum mein persönlicher Tipp: schauen Sie sich vieles an, nehmen Sie sich Zeit bevor Sie sich entscheiden und vor allem – stellen Sie Fragen. Nur Sie entscheiden welchem Kampfsport und welchem Lehrer Sie Ihr Vertrauen schenken.
Falls Sie Interesse am Selbstverteidigungs-System WingChun haben können Sie die Gruppen- und Akademieleiter (zu finden in der Auflistung – Akademien und Gruppen) in Ihrer Nähe gerne direkt kontaktieren.
Unsere WingChun Lehrer freuen sich auf Sie und nehmen sich Zeit für die gemeinsame Planung Ihrer individuellen Ziele. Ob sie also Selbstverteidigung lernen oder gar unterrichten möchten. Ob Sie Vorkenntnisse aus anderen Stilen besitzen oder nicht. Bei uns sind Sie jeder Zeit herzlich willkommen.
Quelle:
INTERNATIONAL ACADEMY OF WINGCHUN